Obwohl echte Handwerkskunst immer mehr zur Rarität wird, verstecken sich in Hamburgs Werkstätten noch viele Handwerker*innen, denen das Nähen, Hobeln oder Feilen einfach im Blut liegen. Echte Macher noch! Einige sind die Letzten ihrer Art, ihr Beruf stirbt aus, wenn sich kein Nachwuchs findet. Doch sie sind es, die jahrhundertealte Traditionen und ein Stück Hamburger Geschichte in ihren Arbeiten bewahren.
„Die Nordreportage“ begleitet einen Pfeifenbauer, einen Mützenmacher, eine Familie, die Menschen mit ihren Schirmen in Hamburg vor Regen schützt, und drei Buddelschiffbauerinnen bei ihrer Arbeit.
Die Schirmherrin von Hamburg
Carola Vertein ist eine der wenigen hauptberuflichen Schirmmacherinnen in
Deutschland.
Besonders freut sie sich über Schietwetter, denn dann strömt die Kundschaft in ihr
Geschäft. In ihrem Familienbetrieb, der bereits in sechster Generation geführt wird, fertigt sie aus Griff, Stock, Gestell und imprägnierter Baumwolle individuelle Regenschirme. In ihrem Laden in der Rosenstraße stapeln sich Hunderte von Stock- und Taschenschirmen, die in allen Ecken aufgespannt stehen. „Unter handgemachten Schirmen haben sich früher Menschen verliebt“, schwärmt Carola. Der besondere Klang, den die Regentropfen auf dem Stoff erzeugen, ist für sie Musik in den Ohren.
Die Meisterinnen der Buddelschiffe
Eda Binikowski und ihre beiden Töchter Melanie und Jennifer führen das Lebenswerk von Edas verstorbenem Mann Jochen Binikowski fort. In ihrem kleinen Buddelschiff-Imperium, das in Deutschland einzigartig ist, fertigen sie mit viel Fingerspitzengefühl die berühmten Buddelschiffe. Jede kleine Taufe, bei der der Korken aufgesetzt und mit rotem Siegellack befestigt wird, bleibt für Eda ein besonderes Erlebnis.
Hamburgs letzter Mützenmacher
Lars Küntzel führt ein kleines Mützenfachgeschäft in der Hamburger Innenstadt, das seit 1892 besteht. Hier werden auf uralten Nähmaschinen verschiedene Mützentypen gefertigt, vom Elbsegler bis zum Fleetenkieker. Lars, der 1992 das Geschäft übernahm, ist mittlerweile der letzte Macher handgefertigter Schiffermützen in Deutschland. „Ich fand die Idee, das Geschäft zu übernehmen, total albern“, erinnert sich Lars, der damals noch nicht einmal einen Knopf annähen konnte. Heute ist er stolz darauf, diese Tradition fortzuführen.
Der Pfeifenbauer
In seiner kleinen Werkstatt in einem Hinterhof in Ottensen fertigt Kai Gaeth Tabakpfeifen von Hand, ohne Drehbank, sondern mit Feile und Hobel. Diese traditionelle Handwerkskunst erfordert Geduld und Liebe zum Detail. Vom Rohling bis zum fertigen Meisterwerk verbringt er gut und gerne anderthalb Tage in seiner Werkstatt und hat vor zehn Jahren seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.
Sie alle fertigen noch im traditionellen Handwerk. Ein Blick hinter die Kulissen, die das besondere Hamburg-Souvenir ausmachen.