Vergewaltigt: Leben mit dem Trauma

Deutschland, 2025
bis 22:45
Menschen
  • Stereo
  • Breitwand-Format 16:9
  • Untertitel
  • HDTV
  • 20250902221500
VPS 22:15

Themen

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    „Ein Trauma hat kein Verfallsdatum“, sagt Ann-Kristin, die vor zwölf Jahren sexuelle Gewalt erlebt hat. Auch Mara wird Jahre danach immer wieder getriggert. Sie wurde zweimal vergewaltigt. Die heute 26-jährige Mara diente damals als Zeitsoldatin bei der Bundeswehr. Männer in Uniform lösen bei ihr bis heute Panik aus. Ann-Kristin ist inzwischen verheiratet, hat zwei Kinder. Ein normales Leben? Nein. „Die wenigsten sehen, dass es mir schlecht geht.“ Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 13.320 Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff im besonders schweren Fall erfasst. Ein Anstieg von 9,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein Anstieg zum sechsten Mal in Folge. Nur etwa jede zehnte Tat taucht überhaupt im sogenannten „Hellfeld“ auf - also in der polizeilichen Kriminalstatistik. Das besagt die größte „Dunkelfeldstudie“ in Deutschland, veröffentlicht vom Bundeskriminalamt. Die meisten Vergewaltigungen finden im nahen sozialen Umfeld statt. Gerade wenn der Täter ein Verwandter, Bekannter oder der eigene Lebenspartner ist, erscheint vielen Frauen die Situation aussichtslos. Wie lebt man weiter, wenn die schlimmste Nacht des Lebens nie endet? „37°“ erzählt die Geschichte von zwei Frauen. „Nach der Tat hat sich mein Leben komplett um 180 Grad gedreht. Man verändert sein komplettes Wesen, man ändert sein komplettes Verhalten, man ist nicht mehr derselbe Mensch“, erzählt Ann-Kristin, die 21 Jahre alt war, als sie von einem Freund vergewaltigt wurde. Die Reaktion ihres Vaters hat sich in ihre Erinnerung gebrannt: „Mit einer der schlimmsten Momente war, als mein Vater den langen Flur im Krankenhaus runterkam, sich so vor meine Beine schmiss. Da wurde mir bewusst, was mir da gerade passiert ist.“ Abschließen kann Ann-Kristin bis heute nicht. Zwar wurde der Täter verurteilt, doch er ging in Revision und setzte sich ins Ausland ab, wird noch heute mit internationalem Haftbefehl gesucht. Der Gedanke, er könne auftauchen, schürt Ängste. Ann-Kristin hat ein Jahr lang eine Opferentschädigungsrente erhalten. Dann wurde die Zahlung gestoppt. Sie ging vor Gericht. Es geht ihr nicht um Geld, sondern um Anerkennung für die seelischen Folgen sexueller Gewalt. Für ihr Engagement wurde sie mit dem Sonderpreis für Zivilcourage des Kreises Düren ausgezeichnet. Mara wurde als 18-jährige Zeitsoldatin zweimal vergewaltigt. Die Schuld der Täter sowie der Tathergang sind zweifelsfrei bewiesen und sie wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Doch die Folgen der Tat spürt Mara bis heute: „Ich hab Ängste, ich überleg mir vorher genau, was ich mache, wohin ich gehe, wie viele Menschen sind da und geh nicht mehr ganz so unbeschwert und spontan durch die Welt und durch mein Leben.“ Aus einer kurzen Liaison hat Mara eine Tochter. „Ich ließ mich auf einen Mann ein, um endlich wieder was fühlen, doch das tue ich bis heute nicht“, sagt sie. Von einer Therapie vor der Verhandlung riet man ihr ab. Betroffenen wird oft geraten, vor der Verhandlung keine Therapie zu machen, um vor Gericht „authentisch“ zu wirken. Erst nach der Verurteilung macht sie sich auf die Suche nach einer Therapeutin. Doch das gestaltet sich schwierig, weil es viel zu wenig Traumatherapeutinnen gibt. Vor ein paar Wochen war die Kriminalpolizei bei ihr und hat sie informiert, dass einer der Verurteilten entlassen wurde. Auch das löst etwas in ihr aus. Die „37°“-Reportage ist am Sendetag ab 8.00 Uhr in Web und App des ZDF verfügbar.

    Hinweis

    [Ton: Audiodeskription ]

    Personen

    von:Sanja Hardinghaus


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