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2005 schockiert ein Riesenskandal ganz Spanien: Der Präsident der spanischen Organisation für Überlebende aus deutschen Konzentrationslagern, Enric Marco, hat 25 Jahre lang eine ganze Nation mit seiner Lebenslüge des KZ-Überlebenden betrogen. In seinem packenden Roman „Der falsche Überlebende“ rollt der spanische Schriftsteller Javier Cercas den Fall auf und befragte dafür in ausführlichen Gesprächen vor laufender Kamera Enric Marco selbst. Diese unveröffentlichten Interviews bilden den roten Faden der Dokumentation, die die Hintergründe des Betrugs aufzeigt, aber auch die menschlichen Beweggründe beleuchtet.
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Enric Marco verkörperte ein Vierteljahrhundert lang die
Erinnerung der spanischen Deportierten. Er schilderte das Leben in den Konzentrationslagern, erzählte vom Widerstandskampf und von den Wunden der
Geschichte. Doch all das war gelogen.
Im Jahr 2005, am Vorabend der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Befreiung, enthüllte ein Historiker den Betrug: Marco war nie deportiert worden. Spanien stand unter Schock, denn das ganze Land hatte jahrzehntelang eine erfundene Geschichte geglaubt - oder glauben wollen.
Der Schriftsteller Javier Cercas beschloss daraufhin, ein Buch über den Fall zu schreiben - einen „Roman ohne Fiktion“. Dazu befragte er zunächst Marco vor laufender Kamera. Er stellte ihm Fragen, zweifelte, insistierte und hakte nach. Die bislang unveröffentlichten Interviews bilden den roten Faden der Dokumentation. Sie zeigen, wie sich der Schriftsteller mit dem Betrüger auseinandersetzt, aber auch, wie er sich selbst hinterfragt. Denn Marco ist zwar ein Lügner, doch er verkörpert auch den weit verbreiteten Wunsch, seinem Leben einen Sinn zu geben, selbst wenn man diesen erfinden muss - eine Versuchung, der sich wohl kaum jemand entziehen kann. Genau bei dieser
Ambivalenz setzt Cercas‘ Projekt an. Warum fasziniert diese Figur? Warum weckt Marco auch Mitgefühl statt bloßer Empörung?
Regisseurin Catherine Bernstein zeichnet anhand von Cercas‘ Interview-Mitschnitten die Ermittlungen des Schriftstellers nach und lotet dabei gleichzeitig die Grenzen aus zwischen Wahrheit und Fiktion, Zeitzeugenbericht und Verfälschung sowie Erinnerung und Vergessen. Daraus ergibt sich nicht zuletzt die Frage, was die Nachwelt von all denen erwartet, die Geschichte erzählen.
Hinweis
Synchronfassung
Personen
Regie: | Catherine Bernstein |