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Mitten in der Nacht kam die Flut zum ersten Mal, schwappte ins Haus und überraschte die Einwohner im Schlaf. Das war 2014. Sunarti erinnert sich daran, als sei es gestern gewesen. Fortan war für die Reisbäuerin nichts mehr wie zuvor. Das Wasser ging nicht mehr weg, wurde zum ständigen Begleiter der Menschen im kleinen Küstendorf Timbulsloko, die von nun an im Rhythmus von Ebbe und Flut leben. Inzwischen steigt der Ozean bis zu 15 Zentimeter pro Jahr. Noch trotzen ihm die Einwohner und bauen ihre Häuser höher. Doch wie lange kann das noch gutgehen?
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Wo sich früher Straßen und weite Reisfelder erstreckten, gibt es heute nichts als Wasser. Der Ozean hat sich tief ins Land gefressen und alles überspült, was auf seinem Weg lag - Häuser, Gärten, Mangrovenwälder und Ortschaften wie den ehemaligen Küstenort Timbulsloko. Über Generationen lebten die Menschen hier hauptsächlich vom Reisanbau, nun fangen sie Fische und versuchen sich in Aquakultur. Das Wasser in ihren Häusern steht bei Flut knietief, Betten und Stege haben sie nach oben verlegt, um nicht fliehen zu müssen. Zumindest diejenigen, die noch geblieben sind, weil sie nicht fortziehen können oder wollen. Hier ist ihr Leben, ihre Vergangenheit und ihre Herkunft, hier ruhen ihre Toten.
So ist es auch bei der Familie der Händlerin und Neu-Fischerin Sunarti. Ihr Sohn und ihre Eltern liegen auf dem hiesigen Friedhof, zusammen mit den anderen Dorfbewohnern, die während der letzten Jahre gestorben sind. Auch den Friedhof holt sich der Ozean, zunehmend greift er nach dem abgelegenen Ort, trägt ihn Stück für Stück ab. Die Einwohner kämpfen dagegen an, versuchen, den Friedhof und ihre Häuser zu retten. Mit kurzfristigen Aktionen - Barrieren aus Autoreifen etwa - und langfristigen Maßnahmen wie dem Anpflanzen neuer Mangrovenwälder. Doch wie lange lässt sich das Wasser aus dem Alltag aussperren? Und wie lange halten die Menschen durch? Es ist ein Kampf gegen das Unvermeidbare. Und dennoch sind Sunarti und ihre Nachbarn entschlossen, in Timbulsloko zu bleiben. Um jeden Preis.
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