Übersicht
Jérôme wurde als Kind sexuell missbraucht. Nachdem er Anzeige gegen den ehemaligen Priester Olivier de Scitivaux erstattet hat, greift er zur Kamera. Er filmt die sechs Jahre bis zum Prozess, begibt sich auf Spurensuche in seinen Erinnerungen und setzt sich mit der Mitschuld seines einstigen sozialen Umfelds auseinander. So entsteht ein Film aus der Ich-Perspektive, der zutiefst persönlich und doch politisch ist. Er zeigt, wie eine Missbrauchskultur entsteht, und stellt schonungslos die Frage: Was ist mit meinem Körper passiert? Und vor allem: Wer wusste von dem Missbrauch und ließ ihn zu?
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Jérôme Clément-Wilz sagt über die Entstehung seines Dokumentarfilms: „Man ist kein Opfer, man wird dazu gemacht. Es ist ein komplexer Vorgang, den ich sechs Jahre lang gefilmt und aus der Ich-Perspektive geschildert habe. Jahrelang musste ich den großen, bösen Wolf fernhalten. Nun zwingt mich die Justizmaschinerie, die Dinge zu benennen. Die Erinnerungen kommen zurück und ich muss mit meinem neuen Selbst zurechtkommen, denn bislang war ich zweigeteilt. Mein Kopf blendete den geschändeten Körper aus.
Ich habe vom Tag der Strafanzeige bis zum Tag der Urteilsverkündung gefilmt. Doch da ist noch ein anderes Problem: Zwischen Vergewaltiger und Opfer ziehen sich konzentrische Kreise aus Angehörigen und Freunden. Er sitzt im Gefängnis, aber mit den anderen werde ich weiter zu tun haben. Wer von ihnen hatte einen Verdacht, schaute aber weg? Wer wusste Bescheid, wollte aber nichts lostreten?
Ich filme meine Eltern und befrage das soziale Umfeld in meiner Stadt. Was ich dabei entdecke, ist viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte: Ein Vergewaltiger handelt nie allein. Er wird durch ein Netzwerk aus Feigheit geschützt. Die Übergänge zwischen Nicht-wahrhaben-wollen und Mittäterschaft sind fließend. Die Frage ist: Wie soll ich angesichts dessen weiterleben? Wie soll ich soziale und familiäre Kontakte pflegen? Soll ich zum Maschinengewehr greifen oder versuchen, mir eine Zukunft aufzubauen?
In all meinen Filmen thematisiere ich vergehende Zeit, Beziehungen und die Entfaltung der Psyche. In,Das ist mein Körper‘ habe ich versucht, mich so zu zeigen wie die Personen aus meinen anderen Dokumentarfilmen: mit all meinen Fehlern und Kehrtwenden. Opfer werden heutzutage oft nur in Schwarzweiß dargestellt: Sie sind entweder Helden oder Lügner, für immer verpfuscht oder resilient, Mahner oder Märtyrer. Ich wollte ihnen eine Gegenwart zurückgeben. Denn man ist kein Opfer, man wird dazu gemacht.“
Hinweis
Synchronfassung
Personen
Regie: | Jérôme Clément-Wilz |