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Auch wenn ihr Vorname es nicht vermuten lässt: Die Regisseurin dieses Films ist weiß. Aminatou Echard ist die Tochter der französischen Ethnologin Nicole Echard, die von 1964 bis 1994 im Niger forschte. Neben dem afrikanisch anmutenden Vornamen hinterließ ihr die Mutter ihre im Niger gedrehten 16-mm-Filme sowie den Briefwechsel mit ihrem wichtigsten Wegbegleiter Garba Maïgoye. Heute sucht Aminatou Echard mit Kunststudierenden in Niamey nach einer neuen Lesart für diese Zeitzeugnisse aus den Anfängen der Unabhängigkeit des Niger. Dabei werden sie mit der aktuellen Situation im Niger konfrontiert.
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Nicole Echard, geboren 1937, arbeitete ab 1964 am Forschungsinstitut für Südafrika, Centre national de la recherche scientifique , unter Jean Rouch, der sie in die Kunst des Filmens einführte. Sie lernte die afroasiatische Sprache Hausa und bereitete ihre Forschungseinsätze gemeinsam mit afrikanischen Kontakten und Freunden genauestens vor. Echard forschte zur Metallverarbeitung und zu rituellen Praktiken im Niger. Sie gehörte zu einer neuen Generation von Ethnologen, die sich persönlich vor Ort einbrachten. Davon zeugen Archivaufnahmen, die sich heute im Besitz ihrer Tochter Aminatou befinden.
Der Dokumentarfilm fragt nach dem Platz der weißen Ethnologin im Niger und der Beziehung zum „Anderen“. Er zeigt Film- und Tonarchive aus den 1970er Jahren und führt von der Gegenwart in die Vergangenheit. Die Tochter reist in den Niger, um dort ehemalige Mitarbeiter ihrer Mutter und junge Studierende zu treffen und ihnen das Archivmaterial zu zeigen. Gemeinsam suchen sie nach einer neuen Lesart, und werden dabei mit den Themen Dominanz und Kolonialisierung konfrontiert.
Wie steht es um das Leben, um die Ganzheit? Der Dokumentarfilm erkundet die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wenn die Verbindung zu den Vorfahren gekappt ist, gerät alles aus dem Gleichgewicht. Auch soziale und politische Turbulenzen sind Thema des Films.
Für Nicole Echard und Garba Maïgoye, aber auch für die jungen Studierenden in Niamey, ist das Leben ein Kampf. Während der Dreharbeiten kommt es im Niger zu einem Militärputsch, weshalb Franzosen 2023 das Land verlassen mussten. Auch in der Gegenwart brennt es. Die Kultur im Niger und in Frankreich mag unterschiedlich sein, doch die gemeinsame Frage bleibt: Was machen die Menschen hier und dort mit der Erinnerung, mit der Vergangenheit? Wie können sie weiterleben und was können sie gemeinsam erreichen?
Hinweis
Online verfügbar von 06/10/2025 bis 11/04/2026
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