Gemeinsam, laut und wild: Open Flair Festival

Deutschland, 2025
bis 22:45
Reportage
  • Stereo
  • Breitwand-Format 16:9
  • Untertitel
  • HDTV
  • 20251014221500
VPS 22:15

Bis der letzte Sound aus den Boxen verklungen ist, tanzen Zehntausende oft bis zwei Uhr morgens.


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Bild 1

Bis der letzte Sound aus den Boxen verklungen ist, tanzen Zehntausende oft bis zwei Uhr morgens.


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Gitte (r.) ist glücklich, weil das Festival endlich begonnen hat und sie sich um ihre Gäste kümmern darf. Oft bis nachts um zwei.


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Agnes (r.) ist 89 Jahre alt und eine von 30 Rollstuhlfahrern und Rollstuhlfaherinnen aus dem Eschweger Altenheim, die das Festival genießen. Direkt vor der Hauptbühne ist es ihr aber zu laut.


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Alexander (r.) und CDU-Bürgermeister Alexander Heppe (l.) inspizieren kurz vor dem Start des Festivals die Sicherheit der Bühnen.


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Bis zu 25.000 Fans versammeln sich bis spät nachts vor den riesigen Bühnen.


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Nina ist die Leiterin mehrerer Freiwilligen-Teams. Sie ist die Feuerwehr, wenn es irgendwo brennt, wenn Beschwerden kommen, Schrauben fehlen oder es an Einlasskontrollen stockt.


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Alexander in seinem Büro, der Herzkammer des Open Flair-Festivals in Eschwege.


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Gitte hat neun Kinder großgezogen. Seit sie alle aus dem Haus sind, richtet sie jedes Jahr während des Festivals in einem leerstehenden Laden eine Kneipe ein.


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Punkrock und harte Beats lassen die Stimmung auf dem Open Flair in Eschwege auf den Siedepunkt steigen.


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Nahezu 25.000 Menschen allen Alters sind begeistert von Rock, Punk, Indie, Singer Songwriter, Comedy und Kleinkunst.


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Der Campingplatz für die auswärtigen Fans auf Weizenäckern und Wiesen rund um Eschwege ist fast größer als die Stadt selbst.

Themen

    Details

    Über 20.000 Fans kommen seit 40 Jahren in das kleine Städtchen Eschwege zum Open Flair Festival - das nur stattfinden kann, weil die Einwohner über alle Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Das war nicht immer so: Anfangs befürchteten viele der 20.000 Einwohner das völlige Chaos. Wie und warum alles anders kam und welche Anstrengungen jedes Jahr neu unternommen werden müssen, damit Fans und Einwohner gemeinsam feiern können, zeigt dieser Film. Alexander, Festivalgründer der ersten Stunde, gilt als cool und abgeklärt, geht aber durch viele Gefühlsbäder: „Nichts, aber auch gar nichts an Freud und Leid ist mir fremd.“ Angefangen hat er 1985 mit der Idee als junger Student im „Zonenrandgebiet“, weil immer mehr junge Leute abwanderten in die Ballungsgebiete. Aus dem Zirkuszelt mit ein bisschen Kleinkunst und ein paar Klampfen, wurde mit Unterstützung von Stadt und Kreis ein gemeinnütziger Verein und jährliche Open-Air-Festivals. „Statt tote Hose an der Mauer kamen die Toten Hosen auf die Eschweger Bühne.“ Die kulturelle Ausrichtung des Open Flair im eher konservativen Osthessen ist über all die Jahre gleich geblieben: antifaschistisch, antirassistisch, linksliberal. Über allem schwebte aber „stets das Insolvenz-Gespenst“ und die fehlende Akzeptanz der Bürger. Dann die große Offensive in die Stadt hinein. Aufklärung in Bürgerversammlungen, freier Eintritt für alle Rentner sowie Führungen und Touren für die Bewohner des Altersheimes über das Festivalgelände. „Das war der große Durchbruch“, sagt Alexander. Die älteste Besucherin wurde mit 106 Jahren registriert. Inzwischen verkaufen ganz normale Bürger Getränke aus ihren Wohnzimmerfenstern, räumen einfache Leute ihre Erdgeschosswohnungen leer, um sie für die fünf wilden Tage als Kneipen zu betreiben oder räumen die Dachdecker ihren Betriebshof frei, damit dort vegane Döner und Gemüsebällchen gebrutzelt werden können. Gitte, Mutter von neun Kindern, ist mittlerweile eine Institution rund um das Festival. Seit das letzte Kind aus dem Haus ist, hat sie für die Festivalwoche eine Kneipe in einem leer stehenden Laden eingerichtet, die längst zum Mythos „Bei Gitte“ geworden ist. „Ich habe es nicht immer leicht gehabt, acht Jungs und ein Mädchen, die musst du erst mal durchbringen“, sagt sie und weiß selbstverständlich wie man auch Rock‘n‘Roller nachts um drei höflich, aber bestimmt auf den Campingplatz schickt. So eine Woche mit täglich 100 Punks und Rockfans in ihrer Wohnzimmer-Kneipe sei „ein Kinderspiel“, weil die „alle so freundlich“ sind. Bürgermeister Alexander Heppe unterstreicht die „Besonderheit dieses Ereignisses, das Ausnahmezustand bedeutet“, weil es eben nicht auf der grünen Wiese außerhalb der Stadt, sondern „mittendrin in der Altstadt mit abgesperrten Straßen, vier Bühnen, großer Lautstärke, ungewöhnlichen Menschen und viel Toleranz der Bevölkerung stattfindet“. Und die muss jedes Jahr aufs Neue erarbeitet werden. Dabei weiß er, dass die 20.000 Besucher aus ganz Deutschland „jede Menge Geld hier lassen, das der strukturschwachen Region guttut“. Deshalb rennt auch er „von Pontius zu Pilatus, damit das so bleibt und immer gut geht“. Dazu passt die Erfolgsgeschichte, dass der Verein Open Flair e. V. Arbeits- und Ausbildungsplätze im Veranstaltungsbereich schafft. „Das alles ist aber jedes Jahr aufs neue bedroht“, weil die Finanzierung immer auf tönernen Füßen steht.

    Hinweis

    [Ton: Audiodeskription ]

    Personen

    von:Broka Herrmann

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