NDR Story

Gefährliche Sekte - Freundeskreis Bruno Gröning

bis 22:45
Reportage
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    Eine packende Insidergeschichte über eine sektenartige Gemeinschaft. „Es gibt kein unheilbar“, verspricht der Bruno Gröning-Freundeskreis. Die Glaubensgemeinschaft zieht Zehntausende Menschen an, die auf den „göttlichen Heilstrom“ hoffen - selbst bei schweren Krankheiten wie Krebs. Den NDR Autoren Edith Dietrich und Herbert Kordes ist es gelungen, ins Innere des Freundeskreises vorzudringen. Was suchen Menschen in der Gemeinschaft? Und wie gefährlich wird es, wenn sie der Lehre Bruno Grönings mehr vertrauen als dem eigenen Arzt? Der Bruno Gröning-Freundeskreis hat in Deutschland mehr Mitglieder als Scientology - und ist öffentlich doch kaum bekannt. In mehr knapp 700 Gröning-Gemeinschaften, darunter mehr als 70 in Norddeutschland, treffen sich die Anhänger des 1959 verstorbenen „Wunderheilers“ Bruno Gröning. Nach dem Zweiten Weltkrieg strömten Tausende Anhänger Bruno Grönings zu öffentlichen Massenheilungen. Schenken Sie mir ihr Leiden! Ich nehme es!, versprach er. Ein großer Kropf am Hals des Heilers sollte dabei helfen, den „göttlichen Heilstrom“ zu kanalisieren - und Krankheiten fremder Menschen aufzunehmen. Bis heute glauben die Gröning-Anhänger an dieses Versprechen. In Gottesdienst ähnlichen „Einstellungs-Sitzungen“ berichten sie einander davon, wie Alltagsbeschwerden, Sorgen, aber auch schwerste Krankheiten geheilt werden können. Hufeisen und Armbänder aus Aluminiumfolie sollen dabei helfen, den Heilstrom aufzunehmen. Eine eigens eingerichtete, sogenannte „Medizinisch-Wissenschaftliche Fachgruppe“ hat nach Angaben des Freundeskreises rund 18.000 angebliche Heilungsberichte dokumentiert. Harmlose Spinnerei oder gefährliche Gehirnwäsche? Die NDR Reporter Edith Dietrich und Herbert Kordes gehen dieser Frage nach. Sie sprechen mit ehemaligen Mitgliedern des Freundeskreises, die davon berichten, dass das Vertrauen auf Grönings Heilsversprechen tödlich enden kann. Ein Aussteiger erzählt, wie eine Freundin an einer zu spät erkannten Krebserkrankung verstarb: „Ich hätte mir gewünscht, dass jemand von den Verantwortlichkeiten vom Bruno Gröning-Freundeskreis gekommen wäre zu dieser Freundin und gesagt hätte: Jetzt geh aber mal zum Arzt, lass dich untersuchen“, sagt er. Die Schwester einer Anhängerin berichtet von deren qualvollem Tod im Jahr 2023. Sie habe eine medizinische Behandlung im Vertrauen auf Bruno Gröning bis zuletzt abgelehnt. Ihre starken Schmerzen - von den Gröning-Anhängern „Regelungen“ genannt - habe sie als ein Zeichen beginnender Heilung angesehen. Eine weitere Frau berichtet im Interview von Gruppendruck, den sie als Kind im Freundeskreis erlebte: „Mir wurde immer suggeriert, dass ich es selbst in der Hand hätte, wie es mir gesundheitlich geht. Und wenn ich mich dem verschließe, dann sei ich eben selber schuld an meinen Allergien und dem Asthma“, sagt sie. Freundeskreis-Leiter Dieter Häusler bestreitet im Interview, dass die Gemeinschaft ihren Mitgliedern davon abrät, bei Krankheiten einen Arzt aufzusuchen. „Ich sage immer wieder ganz bewusst, wo ich irgendwo auftauche, habt Vertrauen zu eurem Arzt, bleibt in ärztlicher Betreuung“, sagt er. Die ihm von den Reportern geschilderten Todesfälle bedaure er: „Es tut mir für jeden Einzelnen, der sowas erlebt, extrem leid. Aber ich weiß nicht, wie ich das verhindern kann.“ Kritiker werfen dem Freundeskreis eine „Heilutopie“ vor, weil mit den Versprechen unrealistische Erwartungen geweckt werden. „Beim geistigen Weg klingt das alles so wunderbar. Aber es ist eben gefährlich, weil dann notwendige medizinische Maßnahmen ausgelassen werden oder nicht in Anspruch genommen werden“, sagt Michael Utsch von der der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin. Reporterin Edith Dietrich wird selbst Mitglied im Freundeskreis und macht ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der Gemeinschaft.

    Hinweis

    Personen

    von:Herbert Cordes, Edith Dietrich


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