Übersicht
Zwischen 1618 und 1748 brachen Tausende deutschsprachige Menschen nach Nordamerika und Osteuropa auf. Sie flohen vor Hungersnöten, Krankheiten und religiöser Verfolgung. In London entstand ein riesiges Flüchtlingslager, das als Zwischenstation auf dem Weg in die Neue Welt diente. Europäische Herrscher begannen, um neue Siedler zu wetteifern. Schifffahrtsgesellschaften zahlten skrupellosen Anwerbern Kopfgeld für jeden Migranten. So wurden Menschen, die ihre Heimat verlassen wollten, zu einer machtpolitischen Waffe im Wettstreit um neue Territorien.
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Die erste große Auswanderungswelle von Menschen, die entlang des Rheins lebten, begann im 17. Jahrhundert. Das Jahr 1618 markierte in Europa den Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Augustin Güntzer floh vor religiöser Verfolgung ins Schweizer Exil. Seine Berichte zeugen von Zwangsumsiedlungen während des Krieges.
Franz Daniel Pastorius verließ 1683 Frankfurt am Main und gründete im Umland von Philadelphia die Siedlung Germantown. Pastorius blieb sich und seinen Überzeugungen treu und verfasste dort die erste Erklärung gegen die Sklaverei.
Im Jahr 1709 erlebte Europa den kältesten Winter seit 500 Jahren. Mehrere Tausend Menschen zogen vom Rheinland bis nach London, wo sie im ersten Flüchtlingscamp Europas untergebracht wurden, bevor sie nach Amerika auswanderten. Unter ihnen befand sich die Familie Weiser, die mit 3.000 anderen „armen Pfälzern“ auf dem neuen Kontinent landete und sich mit den Mohawks gegen die Engländer verbündete.
Zur gleichen Zeit nutzten die Habsburger und Katharina die Große die Migrationsbereitschaft, um die neu eroberten Gebiete zu bevölkern. Magdalena Wagner brach von Bayern nach Temeschwar auf. Andreas Rennefeld ging mit zehntausend weiteren Migranten aus dem Heiligen Römischen Reich nach Neurussland im Süden der heutigen Ukraine.
In ganz Europa kursierten Flugblätter, die die „Neue Welt“ anpriesen. Regierungen und Reedereien engagierten Anwerber, die die Geschichten der Migranten beschönigten, um mehr Kandidaten für die Auswanderung zu gewinnen. Der aus Basel stammende Landwirt Johannes Tschudi wurde der erste Schleuser und schickte zahlreiche Menschen nach Amerika. Im Jahr 1754 befürchtete Benjamin Franklin angesichts des hohen Migrantenaufkommens eine Germanisierung Amerikas.
Hinweis
Vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verließen zahlreiche Menschen ihre Heimat am Rhein und an der Donau, um ihr Glück in Amerika, Osteuropa, Russland und Afrika zu suchen. Es ist die Geschichte einer der größten Migrationswellen Europas.Synchronfassung
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