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In Abwandlung von George Bizets populärer Oper „Carmen“, basierend auf Prosper Mérimées gleichnamiger Novelle, erzählt Lubitschs Stummfilm die tragische Geschichte von Don José, einem spanischen Kavalleristen. Er gerät in den Bann der Romni Carmen, die ihn mit Liebe und Verachtung zugleich behandelt. Heillos verliebt, verhilft er Carmen zur Flucht und wird zur Strafe degradiert. José verstrickt sich immer tiefer in seine Leidenschaft und schließt sich Carmens Schmugglerbande an, nachdem er im Duell einen Offizier tötete. Die Zuwendung seiner Geliebten zum Stierkämpfer Escamillo bringt José schließlich um den Verstand.
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Wie viele andere Nationen sah sich auch die deutsche Filmindustrie zum Ende des Ersten Weltkriegs mit einer Flut US-amerikanischer Filme in den Kinos konfrontiert. Ab 1918 wandten sich Lubitsch und andere Filmemacher, die sich zuvor überwiegend komödiantischen Sujets gewidmet hatten, ernsteren Stoffen zu. Diese neue Richtung, zu der „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920) von Robert Wiene und andere expressionistische Stummfilme gehören, erwies sich als erfolgreich und ebnete den Weg für den Exporterfolg des deutschen Films. So entstand „Carmen“, halb Liebesmelodram, halb Militärsatire, als ambitionierte Großproduktion des Produzenten Paul Davidson. Er setzte ganz auf seine Hauptdarstellerin Pola Negri, die mit „Carmen“ ihren internationalen Durchbruch errang. Zweieinhalb Jahre nach seiner deutschen Premiere kam der Film in den USA heraus, und kurz darauf erhielt Pola Negri ihr erstes Engagement für eine Hollywood-Produktion. „In Lubitschs Carmen-Film ist die Hauptfigur niemals Liebende, sie nutzt ihre weiblichen Kräfte als Lockvogel für die Banditen, zur Verführung des Gefängniswärters und zur flüchtigen selbstbetrügerischen Annäherung an das Establishment: berühmter Stierkämpfer und Offizier“, schrieb Werner Schroeter 1984 im „Lubitsch“-Buch von Hans Helmut Prinzler und Enno Patalas.
ARTE zeigt „Carmen“ in der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, mit neuer Musik von Tobias Schwencke, die im Jahr 2021 im Auftrag von ZDF und ARTE produziert wurde.
Hinweis
Ernst Lubitsch, in Berlin 1892 geboren und 1947 in Los Angeles gestorben, erlebte als deutschstämmiger Schauspieler und Filmemacher eine einzigartige Regiekarriere in den USA. 1922 ging er mit 30 Jahren nach Hollywood und machte sich als Regisseur von kultivierten, eleganten Salonkomödien einen Namen. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen „Engel“ (1937), „Ninotschka“ (1939), „Sein oder Nichtsein“ (1942) und „Ein himmlischer Sünder“ (1943). Nach drei Oscarnominierungen erhielt Lubitsch kurz vor seinem Tod den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.Produktion: Projektions-AG Union, Universum Film AG
Personen
Schauspieler: Rolle | Carmen Don José Navarro Garcia Leutnant Esteban Dolores Gefängniswärter Carmens Wirtin Englischer Offizier Escamillo |
Regie: | Ernst Lubitsch |
Drehbuch: | Grete Diercks, Norbert Falk, Hanns Kräly |
Kamera: | Alfred Hansen |
Musik: | Tobias Schwencke, Georges Bizet |