Dortmund Nordstadt - Tief im Westen

Deutschland, 2025
bis 18:05
Reportage
  • Stereo
  • Breitwand-Format 16:9
  • Untertitel
  • HDTV
  • 20251108173500
VPS 17:35

Themen

    Details

    Die Dortmunder Nordstadt: Brennpunkt mit hoher Arbeitslosenquote. Es gibt Probleme mit Müll und Kriminalität. Die einen lieben ihr Viertel, andere wollen nur noch weg. In der Nordstadt leben über 60.000 Einwohner. 80 Prozent Migranten prägen das Gründerzeitviertel. Die Arbeitslosenquote liegt bei 21 Prozent - im Rest der Stadt bei zwölf Prozent. Trotzdem bleiben viele „ihrer“ Nordstadt treu und schwören auf das Wir-Gefühl. „Einmal Nordstadt - immer Nordstadt!“: Die drei Freunde Devrim, Samo und Siyar grinsen verschwörerisch und klatschen sich ab. Die 18- bis 21-jährigen Männer sind Migranten der zweiten Generation und zusammen in der Nordstadt aufgewachsen. Ihr Quartier: eins der größten Hochhäuser im Viertel. Samo lebt mit seiner Familie im 13. Stock. „Die Nordstadt ist wie mein Wohnzimmer“, sagt der 19-Jährige, der auf einen BWL-Studienplatz wartet. „Ich treffe immer jemanden, den ich kenne.“ Der 18-jährige Devrim beginnt bald eine Lehre als Altenpfleger. Doch seine Leidenschaft ist eigentlich eine andere: Devrim rappt und träumt von einer Karriere als Musiker. Aber realistisch ist er auch: „Plan A ist die Musik und Plan B ist Geld verdienen.“ Die drei Freunde und noch weitere Jungs sind die „Hochhausclique“. Fast alle haben die Schule hinter sich und stehen jetzt vor der Entscheidung: Wie geht das Leben weiter? Fest steht: Alle würden erstmal gern in der Nordstadt wohnen bleiben. „Wir haben hier unsere Probleme, aber wir halten alle zusammen. Ich liebe die Nordstadt!“, betont Devrim. „Was soll das denn?!“ Wütend stapft Fleischermeister Wolfgang Zimmermann auf das Erdgeschossfenster neben seinem Laden zu, vor dem eben ein Haufen verbrannter Reis auf dem Asphalt gelandet ist. Der 1,90 große und gut über 100 Kilo schwere „Bulle vom Borsig“, wie Zimmermann genannt wird, besitzt die letzte deutsche Metzgerei der Nordstadt nahe dem Borsigplatz. Der gebürtige Nordstädter macht seinem Spitznamen alle Ehre: Er sieht rot. „Sagen Sie mal, haben Sie hier den Reis aus dem Fenster geschüttet?!“, fragt er eine Frau hinter dem Fenster. Zimmermann kämpft gegen Müll und Unrat in seinem Viertel wie Don Quichotte gegen Windmühlen: Er findet fast jeden Morgen gegen 5.00 Uhr zu Arbeitsbeginn haufenweise Müll vor seiner Ladentür. „Das sind die Probleme, mit denen wir hier zu kämpfen haben!“, knurrt er. Das Haus und der Laden gehören ihm. Dort haben fünf Generationen der Fleischereidynastie Zimmermann gearbeitet und gewohnt. Vor drei Jahren haben er und seine Familie die Reißleine gezogen und sind zum Wohnen weggezogen. „Wir haben es hier einfach nicht mehr ausgehalten“, sagt er wehmütig. „Lieber möchte ich tot über dem Zaun hängen, als in der Nordstadt zu wohnen!“: Fahrschulbesitzer Kai Clemens schüttelt energisch den Kopf. „Da gibt es Straßen, da würde ich nach Einbruch der Dunkelheit auf keinen Fall mehr langgehen!“ Der Dortmunder hat seine Fahrschule seit 34 Jahren nahe der Nordstadt. Fast 30 Prozent seiner Schüler kommen aus dem Viertel, viele über das Jobcenter, sie wollen Lkw- oder Busfahrer werden. Auf seine Schüler aus der Nordstadt lässt der 62-jährige Chef von 40 Mitarbeitern nichts kommen: „Die sind hoch motiviert und wollen was schaffen!“, sagt Kai Clemens. Sein Fahrschüler Aziz nickt. Der 28-jährige Syrer lebt seit zwei Jahren in der Nordstadt, will als Lkw-Fahrer durchstarten. Unbedingt raus aus dem Bürgergeld und raus mit der Familie aus der Nordstadt. „Zu viele Leute, zu laut - und ständig diese Müllberge aus alten Möbeln“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Die Nordstadt ist eine Katastrophe“. Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen in der Dortmunder Nordstadt und zeigt sowohl die Probleme des Brennpunktviertels als auch die Bewohner, die versuchen, das Beste daraus zu machen.

    Hinweis

    Personen

    von:Nicole Clouth

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