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Der kroatische Zementfrachter Jadro liegt seit drei Jahren im Hafen von Trogir vor Anker. Verlassen ist er nicht: Sechs ehemalige Crewmitglieder wachen Tag und Nacht über den rostenden Koloss - ohne Lohn und mit wenig Hoffnung, bald von Bord zu können.
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Die Jadro transportierte einst Zement entlang der Adria. Seit drei Jahren ist das Schiff nun außer Betrieb, sechs Crewmitglieder sind noch an Bord - einer von ihnen ist der ehemalige Maschinist Robert Jermaz. Der 62-Jährige kontrolliert täglich den Maschinenraum, seit der Stilllegung des Schiffs gibt es kaum noch etwas zu tun. Sein Leben spielt sich in seiner 15 Quadratmeter großen Kabine und im Fernsehraum des Schiffs ab. Die Crew wurde samt Frachter von den insolventen Eigentümern „aufgegeben“. Weil das Hafenamt ihnen die Papiere verweigert, sind sie notgedrungen für das Schiff verantwortlich - ohne Bezahlung.
Die Jadro ist kein Einzelfall. Weltweit galten im Jahr 2024 mehr als 3.000 Seeleute auf über 300 Schiffen als „aufgegeben“. Romano Peri? von der internationalen Seefahrergewerkschaft ITF kümmert sich meist um mehrere „aufgegebene“ Crews gleichzeitig. Unweit von Trogir liegt in Split derzeit ein Luxus-Segelschiff - auf ihm warten elf Seeleute seit Monaten auf ihre ausstehenden Löhne. Aus Angst, leer auszugehen, haben sie sich selbst in Geiselhaft genommen.
Die unklare Situation zermürbt viele der Seeleute. Nur der Schiffskoch der Jadro Josip Jerkovi? bewahrt sich seinen Optimismus. Der Steuermann des Schiffs Ton?i Nožina hingegen erkrankte schwer an Bord. Inzwischen erholt er sich in seinem kleinen Haus über den Bergen von Trogir. Gemeinsam mit einem Anwalt kämpft er nun um die ausstehenden Gehälter der verbliebenen Besatzung.
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