die nordstory

Hamburgs Kioske

bis 21:15
Land und Leute
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    Per Definition ist ein Kiosk ein kleines Häuschen oder ein Stand, wo Zeitungen, Getränke und andere Waren des täglichen Bedarfs verkauft werden. Fragt man Anton Hecht aus dem Sajas Kiosk in Hamburg-Lokstedt, ist ein Kiosk deutlich mehr als nur das. „Man ist Doktor, man ist Psychologe, man ist Enkel für seine Kunden. Der Kiosk ist wie eine große Familie.“ Seinen Stammgästen serviert Anton auf Wunsch warmes Flens, ruft bei Bedarf ein Taxi, und wenn jemand nicht laufen kann, liefert er ihm die Zeitung bis an die Wohnungstür. Genauso kann Anton auf seine Nachbarschaft zählen, egal, ob er spontan eine Bohrmaschine braucht oder jemand mal kurz auf seinen Laden aufpassen muss. Dass man sich auf seine Kundschaft verlassen kann, selbst wenn man sich verlassen fühlt, weiß auch Faruk Üsendi. Kurz nachdem sein Kiosk in Hamburg-Stellingen fertig war und das Geschäft lief, wurde die Durchfahrtsstraße gesperrt. Die Laufkundschaft blieb weg. Als die direkte Nachbarschaft Faruks Not erkannte, organisierte sie einen regelmäßigen Stammtisch, um in dem Kiosk für Umsatz zu sorgen und ihn so zu retten. Mareike Dere vom Kiosk Mittenmang auf dem Kiez hat nicht nur besonders treue Kundschaft aus allen Gesellschaftsschichten, ihr Laden ist auch regelmäßig Ziel von Touristenführungen. Denn unter ihrem Kiosk erstreckt sich ein Labyrinth bis zum Hafen, das früher als Schutzbunker und Schmuggelweg genutzt wurde. Nur eine der Besonderheiten des Kiez-Kiosks. Manchmal wird der Kiosk „verhüllt“, wie Mareike es nennt. Hinter der abgedunkelten Kioskscheibe finden dann Konzerte statt. Mehr als 50 Personen darf Mareike aber nicht hereinlassen, und diese 50 Leute müssen sich ein bisschen zusammenreißen. Sie dürfen nicht hüpfen, weil sonst die Balken brechen könnten. Einmal war es etwas knapp - als der Rapper MC Fitti bei Mareike im Kiosk aufgetreten ist. „Da mussten sich dann erst mal alle hinsetzen. Ist aber letztlich nichts passiert“, erinnert sich die Kioskbetreiberin. In Hamburg-Rothenburgsort liegt die Billstraße. Die belebte Handelsmeile verläuft parallel zur Elbe und ist eine der multikulturellsten Straßen der Stadt. Etwas versteckt auf einem Hinterhof hat der Familienbetrieb Naschimann sein Lager. Von hier aus beliefert er viele von Hamburgs Kioske mit Getränken, Snacks und Süßigkeiten. „Wir waren die Ersten hier, die Dubai-Schokolade hatten“, erinnert sich Talha Ergün, einer der Betreiber. „Auf einmal haben sie von überall angerufen, und wir sind richtig groß geworden.“ Angefangen hat Talha mit einem Transporter voller Import-Snacks, die Kioskbesitzer direkt aus seinem Wagen einkaufen konnten. „Ich habe früher immer alle Kioske besucht. Unsere Kunden haben, glaube ich, oft nur etwas gekauft, weil sie helfen wollten. Jetzt habe ich im Lager und Büro oft so viel zu tun, dass ich manchmal kaum vor die Tür komme.“ Vor der Tür des Kiosks Lütt Falkenstein von Peter Feussner in Hamburg-Blankenese ziehen die großen Containerschiffe vorbei. Seit 2014 betreibt er den Kiosk, den er selbst als klassisch und traditionell beschreibt. „Stylisch ist hier eigentlich gar nichts - bis vielleicht auf die bunten Stühle. Hier läuft es nach dem Motto: einfach, aber nett.“ Einige Stammgäste hier sind schon länger da als der Betreiber. Vor 60 Jahren haben sie schon ihr Eis im Lütt Falkenstein gekauft. „die nordstory“ zeigt Hamburgs Kioske - und was sie ausmacht. Denn jeder von ihnen geht weit über seine Definition hinaus.

    Hinweis

    Personen

    von:Kristina Gruse

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    Sender Datum Uhrzeit  
    Do 27.11. 14:00 die nordstory Hamburgs Kioske Sendung zum Merkzettel hinzufügen


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