Europamagazin

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Europa
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    Proteste, Polit-Theater und Problembären: Die Slowakei ist hin und hergerissen - zwischen Ost und West, zwischen Russland und Europa. Das Land ist politisch und gesellschaftlich zutiefst gespalten. Premier Robert Fico hat sich vom Sozialdemokraten zum linksnationalen Populisten gewandelt, der Medien attackiert, EU-Sanktionen blockiert und Nähe zu Moskau zeigt. Das Vertrauen in Politik und Institutionen schwindet. Viele junge Menschen kehren dem Land den Rücken - andere kämpfen auf der Straße für demokratische Werte und die Verankerung der Slowakei in Europa. In 2250 Metern Höhe liegt die Chata pod Rysmi, die höchstgelegene Berghütte der Slowakei. Sie ist das Reich von Viktor Beránek, legendärer Sherpa, dienstältester Hüttenwirt des Landes, Menschenfreund - und Kritiker des populistischen Premiers Robert Fico. Von hier oben, wo die Berge klar und rein wirken, blickt er auf ein Land, das er nicht mehr versteht: geprägt von Streit, Hass und einem politischen Ton, der immer schärfer wird. Für Beránek ist es ein Abschiedsblick - nach fast 50 Jahren hat er hat seinen Pachtvertrag verloren, vermutlich auch wegen seiner kritischen Haltung. Er denkt nun daran, die Slowakei zu verlassen. Sein Rückzug aus den Bergen ist Sinnbild. Wir machen uns auf die Reise durch ein Land, das Halt und Zusammenhalt zu verlieren droht. In Bratislava, der liberalen Hauptstadt ganz im Westen des Landes, treffen sich regelmäßig Bürger zu Protesten. Gegen Kahlschläge in der Justiz, gegen Druck auf die Medien, gegen Versuche, das Land Richtung Osten zu drehen, gegen unterwürfige Besuche ihres Regierungschefs in Moskau. Peter Bárdy beobachtet die Entwicklung. Er ist Chefredakteur des Nachrichtenservers Aktuality.sk. Es gehe nicht um Ideologien, sondern um Business, um Klientelpolitik, um Macht - und Machterhalt, meint er. So wird vieles, was bislang Experten diskutierten, zum Politikum. Auch die Braunbären des Landes. Ist die Population zu groß geworden? Sind die Bären eine Gefahr - oder können die Menschen nur nicht mit ihnen umgehen? Schützen oder schießen? Die Regierung hat sich für letzteres entschieden. Wenn es Abend wird, sind Tomas Kucera und sein Bären-Spezialteam auf der Pirsch - symbolhafter Schutz für die Menschen da draußen. Und das sei richtig so, meint Tereza. Die 22-jährige Jurastudentin und Influencerin aus Trnava, glaubt nicht an Proteste, sondern an die Kraft der Wahlen, eine starke und nationale Regierung. Nicht Fico sei auf dem falschen Weg, vielmehr mische sich Brüssel zu sehr in nationale Angelegenheiten ein. Die junge Frau steht für ein selbstbewusstes, national geprägtes Europa - mit klarer Distanz zur EU. Europa schaut nicht tatenlos zu: Eine Delegation des EU-Parlaments reist nach Bratislava, um sich ein Bild zu machen - von der Lage der Justiz, der Medien und der Korruptionsbekämpfung. Denn die Slowakei unter Fico entwickelt sich zum „Problembären“ innerhalb der EU, da die Regierung die Brüsseler Werte und Vorgaben zunehmend infrage stellt. Der Film zeigt das Bild eines Landes zwischen Ost und West, zwischen Misstrauen und Hoffnung. Ein Land, das viele verlassen - und für das andere auf die Straße gehen. Die Berge sind das Symbol des Landes: oben die Ruhe, unten im Tal die Spaltung. Die Slowakei - am Abgrund, auf der Suche nach sich selbst.

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    Redaktion:Bettina Scharkus
    von:Darko Handrik

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