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Vater zu werden ist ein einschneidendes Ereignis im Leben eines Mannes - nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Forschende aus verschiedenen Fachgebieten untersuchen heute, wie tiefgreifend diese Veränderung ist, und stoßen dabei auf überraschende Erkenntnisse. Die Dokumentation blickt zurück in die Evolutionsgeschichte und zeigt: Enge Bindungen zwischen Vätern und Kindern gibt es schon seit Urzeiten. Gleichzeitig wird klar: In einem förderlichen gesellschaftlichen Rahmen können Männer ihr väterliches Potenzial voll entfalten.
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Seit 1965 verbringen Väter in Deutschland, Frankreich und vielen anderen westlichen Ländern viermal so viel Zeit mit ihren Kindern wie früher. Doch was bedeutet das für sie? Mit dem Thema Vaterschaft, lange ein Stiefkind der Wissenschaft, befassen sich heute Forschende verschiedener Disziplinen, von der Neurobiologie bis zur Anthropologie.
Der US-Anthropologe Lee Gettler hat herausgefunden, dass sich bei frischgebackenen Vätern der Hormonhaushalt verändert: Der Testosteronspiegel sinkt, während das Stresshormon Cortisol und das „Bindungshormon“ Oxytocin ansteigen. Noch überraschender: Je mehr sich ein Vater um sein Kind kümmert, desto stärker fällt dieser Effekt aus - und über die Epigenetik können diese Veränderungen sogar an die nächsten Generationen weitergegeben werden.
Doch nicht nur Biologie prägt die Vaterschaft. Der französische Bioakustiker Nicolas Mathevon widerlegt das Klischee, dass nur Mütter das Weinen ihres Babys sicher erkennen. Entscheidend dafür ist allein, wie viel Zeit ein Elternteil mit dem Kind verbringt. Und die israelische Neurobiologin Ruth Feldman zeigt: Bei schwulen Vätern, die gemeinsam ein Kind großziehen, aktivieren sich im Gehirn sowohl typisch „mütterliche“ als auch „väterliche“ Areale.
Die amerikanische Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy bestätigt diese Hypothese und betont die Bedeutung der sogenannten „Allo-Eltern“, die die biologischen Erzeuger beim Großziehen des Nachwuchses unterstützen.
Dass Väter für die Entwicklung ihrer Kinder wichtig sind, ist kein modernes Phänomen. Studien an Baumsteigerfröschen und Nachtaffen belegen, dass väterliche Fürsorge in der Evolution schon früh überlebenswichtig war. Beim Menschen kommt es jedoch auf den gesellschaftlichen Rahmen an: Eine wissenschaftliche Studie zu zwei Volksgruppen in Tansania zeigt, dass Väter bei den Jägern und Sammlern der Hadza, die sehr präsent bei ihren Kindern sind, einen niedrigeren Testosteronspiegel haben als kinderlose Männer - im Gegensatz zu ihren Nachbarn, den Datoga, wo die Männer tagsüber häufig abwesend sind und bei denen keine vergleichbaren Hormonveränderungen beobachtet wurden.
Die Botschaft der Forschung ist klar: Väter sind nicht nur „Helfer“, sondern prägen ihre Kinder biologisch und emotional - wenn die Umstände es zulassen. Diese Dokumentation zeigt, wie Vaterschaft Männer tiefgreifend prägt und warum die Bindung zwischen Vater und Kind für unsere Gesellschaft essenziell ist.
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Synchronfassung
Personen