Übersicht
Im Juli 1975 reiste Monica Flaherty (1920-2008) die Tochter von Robert und Frances Flaherty, auf die samoanische Insel Savai‘i, auf der ihre Eltern im Jahr 1926 den stummen Dokumentarfilm „Moana“ gedreht hatten. Zusammen mit Ricky Leacock, dem Pionier des Direct Cinema, und Sarah Hudson, einer seiner Studentinnen des Massachusetts Institute of Technology, vertont sie den Film ihrer Eltern. Dazu nimmt sie Originaltöne und Geräusche auf wie Vogelgezwitscher, flackerndes Feuer oder rauschende Wellen, aber auch Lieder, die schon damals gesungen wurden. Monica, Ricky und Sarah erlebten dabei auch die traditionellen Riten der Samoaner wie Schenkungen, Tauschgeschäfte und Ehrungen.
Der Film zeigt die Entstehungsgeschichte dieser post-synchronisierten Fassung - ein eleganter, ironischer und melancholischer Essay.
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Noch heute erinnert man sich auf Savai‘i an den Vater von Monica Flaherty, der hier 50 Jahre zuvor das Leben der Samoanerinnen und Samoaner filmisch festgehalten hatte. Während einer Begrüßungszeremonie wird Monica von den Dorfbewohnern reich beschenkt. Erinnerungen an glückliche Kindheitstage auf der paradiesischen Insel werden wach.
Parallel zu Rückblenden zeigt der Dokumentarfilm die Entstehung des Stummfilms „Moana“ (1926). Nach dem immensen Erfolg von „Nanuk, der Eskimo“ (1922) war Robert J. Flaherty von Paramount mit einem weiteren Dokumentarfilm beauftragt worden. Der Filmemacher reiste mit seiner Frau Frances und ihren Kindern auf die Insel Savai‘i im Südpazifik, um die aussterbende Kultur des dort lebenden Volkes für ein amerikanisches Publikum zu dokumentieren.
50 Jahre später kehrt seine Tochter Monica mit einem kleinen Team auf die Insel zurück, um die einzelnen Szenen zu vertonen. Dazu trifft sie sich mit Pe‘a Taule‘ale‘ausumai, einem der Hauptdarsteller von „Moana“. In Zeremonien lernt sie die komplexe Kultur des Austauschs von Geschenken und Ehrungen der Samoaner kennen. Sie sucht auch Fa‘agase Su‘a-Filo auf, eine der Hauptdarstellerinnen, die von Robert Flahertys Arbeitsmethoden erzählt. Bei der Abschiedszeremonie mit den Häuptlingen des Dorfs wird Monica der ehrenhafte Titel Taupo, Tochter von Safune, verliehen. Monica hält eine Rede und beteuert, mit der vertonten Version von „Moana“ zurückzukehren.
Sechs Jahre später arbeitet Monica in New York mit dem Tontechniker Lee Richter daran, die eigenen Aufnahmen mit den Szenen aus „Moana“ zu kombinieren. Monicas vertonte Version wurde 1981 in der Pariser Cinémathèque uraufgeführt. Die Kritik lobte den Film als einen der besten post-synchronisierten Filme der Geschichte.
Hinweis
Einer der finnischen Filmemacher dieses Dokumentarfilms, Sami van Ingen, ist ein Urenkel von Robert Flaherty und hatte damit das Glück, nach dem Tod von Monica exklusiven Zugang zu ihrem Nachlass zu bekommen. Unter dem unveröffentlichten Archivmaterial befanden sich Filmrollen und Videobänder, die die mehrjährige Arbeit an der post-synchronisierten Fassung von Monica dokumentieren. Van Ingen und Mika Taanila haben dieses Material zu einem Essay verarbeitet, der auch auf die Frage der Authentizität der Erinnerung und nach dem Exotismus des anderen eingeht. Ein Stück Filmgeschichte mit zeitlosen Fragen über den Wahrheitsgehalt des Dokumentarfilms und Monica Flahertys obsessive Rekonstruktion ihres Kindheitsparadieses.
Personen
| Regie: | Mika Taanila, Sami van Ingen |