Der Schacht 371 war der wichtigste Förderschacht des ehemaligen Wismut-Bergbaubetriebes Aue. Mit einer Tiefe von rund 1.800 Metern gehörte diese Uranlagerstätte zu den tiefsten Bergwerken Europas. Über 3.000 Menschen arbeiteten hier im Dreischichtsystem. Sie förderten bis zur Stilllegung 1990 mehr als 73.000 Tonnen Uran.
Elf Jahre später wurde der Schacht verschlossen.Bis heute aber sind hier
Bergleute zugange.
Andy Tauber, Bereichsleiter Sanierung, begründet dies so: „Wir haben ein Bergwerk, was nicht mehr der Erzgewinnung dient, doch wir müssen uns noch Jahrzehnte mit dem Uranbergbau hier in der Region beschäftigen. Wir müssen das Radon, was sich überall im Gebirge bildet, von der Oberfläche und damit von Bad Schlema fernhalten.“Elf Bergleute fahren heute hier noch regelmäßig ein, darunter Hannes Zupp und Denny Lenk. Sie sichern die alten Grubenbaue, Sohlen und Strecken. „Im Grunde mache ich nichts anderes als die Männer in meiner Familie früher. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich
Bergmann werde. Ich kann hier alles machen - vom Schweißen, Sprengen, bis hin zum Betonieren. Wer kann das von sich schon behaupten“, meint der 23-jährige Hannes Zupp. Auch der Großvater und der Vater von Denny Lenk waren Kumpel. Der 33-Jährige findet, dass sich seine Arbeit im Vergleich zu früher nicht groß geändert hat: „Jetzt sanieren wir eben den Tagebau, verwahren und verfüllen alles.“Das Ensemble rund um den Schachtkomplex 371 ist eine der wenigen Uranerz-Bergbauanlagen der ehemaligen SDAG-Wismut, das als authentischer Schauplatz erhalten geblieben ist. Seit 2019 gehört es zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí. Das Maschinenhaus und das Schachthaus sollen zukünftig interessierten Besucherinnen und Besuchern zugänglich gemacht werden. Julia Dünkel von der Stiftung Wismut spricht von einem einmaligen Vorhaben: „Alle anderen Anlagen von ähnlich großen Schächten sind abgerissen. Diese Präsentation ist unsere letzte Chance, so etwas der Öffentlichkeit zu zeigen.“Die Anlage von Schacht 371 ist ein technisches Denkmal. Sie erzählt die Geschichte des Uranbergbaus in der DDR, aber auch die des Kalten Krieges. Auch die jungen Bergmänner, wie Hannes Zupp, finden es wichtig, dass an den Uranbergbau auch weiterhin erinnert wird: „Das ist doch eine spannende Geschichte und betrifft tausende Menschen bei uns im Erzgebirge, aber auch die Urlauber, die jetzt unsere Region besuchen. Ich bin jedenfalls stolz, Bergmann zu sein und Teil des großen Projektes.“