Im Juni 2003 ist das Ehepaar Nagel aus dem thüringischen Probstzella in der Hauptstadt
Berlin, um einen Jahrhundertpalast zu ersteigern, der völlig in Vergessenheit geraten ist.
Über Jahrzehnte liegt er in der Sperrzone der innerdeutschen Grenze - im Heimatort der Nagels - zwischen Bayern und Thüringen. Der Film erzählt von einer außergewöhnlichen Geschichte, einer Entdeckungsreise voller Wagemut, aber auch Frustration und Risiko.
Das „Haus des Volkes“ in Probstzella gilt als größtes
Bauhaus-Ensemble in Thüringen. Ein ungewöhnlicher, wenn nicht in Deutschland sogar einmaliger Bau, der über Probstzella thront. Früher ein „Klotz mit Sowjetstern“, wie der Historiker Roman Grafe im Film sagt.
Dieter Nagel lacht: „Manche denken immer noch, das sei eine Art ‘Palast der Republik‘“.
„Wir wollten das Haus retten. Die Gemeinde wollte es schon abreißen, die Pläne waren gemacht.“ 2003 aber ersteigern die Nagels aus Probstzella das „Haus des Volkes“, im Prospekt beschrieben als Kulturdenkmal mit einem Theatersaal für 1000 Menschen, mit Gaststätte und Kegelbahn. Der Auktionator sagt: „Wie es steht und liegt.“
Dieter Nagel: „Wir kauften die Katze im Sack. Wir wussten nicht, was wir damit machen.“ Das muss man erst einmal wollen. Nagels ahnen damals nicht, welche Geschichte sich ihnen erschließen wird: Sie gehen auf eine Reise in ein Jahrhundert, das uns bis heute prägt und beschäftigt: Sie tauchen ein in die Geschichte des „Hauses des Volkes“ als Symbol für Gerechtigkeit und Frieden, als Zeugnis der revolutionären Bauhaus-Bewegung der 1920er-Jahre, als das Werk eines sozialen Unternehmers, den Nazis und Sowjetkommunisten gleichermaßen verfolgten, ein Haus, das in der DDR Grenzzollstelle und Parteizentrale wird, aber auch Event-Location. Karat und die Puhdys spielten dort. Die Menschen in der Region schwärmen noch immer vom Karneval, als sie die Büttenreden vom SED-Parteisekretär absegnen lassen müssen. „Brot und Spiele für die Abgeschnittenen“, sagt Dieter Nagel.
20 Jahre nach dem Termin bei den Treuhand-Versteigerern in Berlin, im Mai 2023, erhalten Antje und Dieter Nagel aus den Händen von Ministerpräsident Bodo Ramelow den „Thüringer Verdienstorden“ für besondere Verdienste um das Gemeinwohl. Im „Haus des Volkes“ in Probstzella geben sich heute Bauhaus-Experten aus der ganzen Welt die Klinke in die Hand. Auch Wanderer, die das „Grüne Band“, den ehemaligen Todesstreifen der innerdeutschen Grenze, erkunden, und die „Druidensteiner“, eine Theatertruppe aus dem Nachbardorf Oberloquitz. Und Nagels Enkelin, die im Theatersaal fast jeden Tag das Klavierspielen übt.