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Um die eklatante Wohnungsnot auf Sylt für Einheimische und Arbeitskräfte zu lindern, werden illegal betriebene Ferienappartements stillgelegt und dem regulären Wohnungsmarkt zugeführt.Trotz der Klagen über fehlenden Wohnraum auf der Insel gibt es starke Proteste der Ferienvermieter und von Gemeindevertretern, die um
Existenz oder Wohlstand bangen.
Baudirektor
Burkhard Jansen läuft durch ein Sylter Wohngebiet und sieht genau hin.Sobald er Hinweise auf Ferienvermietung entdeckt, wo eigentlich Einheimische wohnen sollten, geht Post an die Eigentümer raus. Eine „Nutzungsuntersagung“: Die Wohnung darf nicht mehr als Ferienwohnung angeboten werden.Jansen ist Baudirektor des Kreises Nordfriesland und spürt illegale Ferienwohnungen auf. Mehrere Tausend will er aus dem Verkehr ziehen, auch in der Hoffnung, dass daraus regulärer Wohnraum entsteht. Denn Wohnungen für Sylter sind viel zu knapp und zu teuer, viele ehemalige Insulaner leben inzwischen schon auf dem Festland. Zurück bleiben Geisterdörfer und Rolladensiedlungen in der Hand von Ferienhausvermietern.Das Leben auf der Insel ist aus dem Gleichgewicht geraten: Unternehmen finden keine Arbeitskräfte mehr, weil sie keine Wohnung auf der Insel finden. Die „Asklepios Nordseeklinik Westerland“ hat extra eine Wohnungsbeauftragte, die Angestellten Unterkunft beschafft. Die Feuerwehr in Rantum ist unterbesetzt, weil kein Nachwuchs mehr da ist. Dörfliche Gemeinschaft und Vereinsleben finden ohnehin kaum noch statt.Burkhard Jansen durchkämmt nun die ganze Insel, mittlerweile hat er knapp 60 Sylter Ferienunterkünfte stillgelegt. Am Ende werden es 3500 sein, schätzt er. Doch der Widerstand ist groß: Viele haben
Angst um den Wohlstand der Sehnsuchtsinsel, andere bangen um ihre eigene Existenz als Ferienvermieter, die ihnen jahrzehntelang Einkommen gesichert hat.Als in den 1960er-Jahren die ersten Touristen das Flair der Insel entdeckten, zogen Insulaner im Sommer in die Garage und vermieteten ihren Wohnraum an die neuen Gäste. Später wurden immer mehr Zimmer, Dachböden, Anbauten umgewidmet oder ganze Wohnhäuser einfach als Ferienwohnungen genutzt. „Wildwest“ nennt Maren Jessen das heute. Sie ist mit dem Tourismus groß geworden, vermietet seit fast 50 Jahren. „Die meisten wussten, dass es nicht legal war, aber alle haben mitgemacht. Unter den Augen von Gemeinde und Kreis, die das gewusst haben.“Gelingt es Kreisbaudirektor Jansen, die Insel wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Wohnraum für alle zu schaffen? Oder ist der Widerstand von Gemeinden und Ferienvermietern am Ende zu groß? Und was bedeutet das Ganze für Sylt-Touristen in Zukunft?
Hinweis
Personen
von: | Simona Dürnberg, Philipp Nöhr, Heike Schieder |
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