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Im Disziplinartrakt von französischen Gefängnissen sterben immer wieder Häftlinge unter ungeklärten Umständen. In Einzelhaft, unbeobachtet, quasi im toten Winkel der Überwachungskameras, sind die Häftlinge nicht selten gewalttätigen Übergriffen der Aufseher ausgeliefert. Einige Angehörige wollen die Wahrheit wissen und haben Klage erhoben. Einer von ihnen ist Mahamadou, dessen Bruder Amara Fofana nicht einmal 30 Minuten nach seiner Einweisung in die Arrestzelle starb. Die Dokumentation erzählt, wie er und weitere Betroffene - wie die Schwester von Sambaly Diabaté und die Eltern von Sacha Chapert - für die Aufklärung von solchen Todesfällen kämpfen. Ihre Geschichte und bislang unveröffentlichte Aussagen von Aufsehern und ehemaligen Häftlingen werfen ein Schlaglicht auf einen der finstersten Orte der französischen Republik.
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Am 27. Mai 2019 starb Amara Fofana kurz nach seiner Verlegung in den Disziplinartrakt des Gefängnisses von Réau, angeblich durch Selbstmord. Sein Bruder Mahamadou hat dieser offiziellen Version nie geglaubt und kämpft seither darum, die Wahrheit zu erfahren. Er hofft, den Fall wieder aufrollen zu können, zumal ein verstörendes Detail ans Licht gekommen ist: Auf den Aufzeichnungen der Videoüberwachung, die den Ermittlern von der Gefängnisverwaltung ausgehändigt wurden, fehlen 24 Minuten - 24 entscheidende Minuten.
Die Unterbringung im Disziplinarbereich beziehungsweise in Einzelhaft wird als Strafe für die Nichteinhaltung der Haftregeln verhängt. Für die Schwächsten bedeuten diese Kerker oft den sicheren Tod. Während der Europäische Ausschuss zur Verhütung von Folter der Auffassung ist, dass eine solche Strafe nicht länger als 14 Tage verhängt werden dürfe, können Häftlinge in Frankreich bis zu 30 Tage in Einzelhaft gesperrt werden.
„Die Einzelhaft hat unseren Sohn getötet!“, klagt die Mutter von Sacha Chapert. Der 18-Jährige erhängte sich nach einem ersten Selbstmordversuch im Disziplinartrakt der Haftanstalt von Saint-Brieuc.
Sambaly Diabaté starb im zentralen Zuchthaus von Saint-Martin-de-Ré - geknebelt´, mit Handschellen gefesselt und von mehreren Strafvollzugsbeamten vergewaltigt - einen qualvollen Erstickungstod. Die wegen Mordes und unterlassener Hilfeleistung angeklagten Aufseher wurden entweder freigesprochen oder zu ein- bis zweijährigen Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. „Sie haben meinen Bruder wie einen Hund getötet und lassen es sich jetzt gut gehen!“, schrie Diabatés Schwester Oumou, als sie den Gerichtssaal verließ.
In dieser Dokumentation fügen sich Berichte mehrerer Ex-Häftlinge, Aufseher und eines Gefängnisdirektors mit den Erzählungen der trauernden Familien zu einem erschütternden Plädoyer gegen die Unmenschlichkeit der repressiven Einzelhaft.
Hinweis
Synchronfassung
Personen
Regie: | Laurence Delleur, Vincent Marcel |