Ostseereport

Ein typischer Sommer auf der finnischen Seenplatte

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    Von oben schaut Europas größte Seenplatte im Südosten Finnlands wie ein großes blaues Labyrinth durchzogen von grünen Flecken und Streifen aus. Mehr als 42.000 Seen auf weit über 100.000 Quadratkilometer Fläche glitzern zwischen Inseln und Baumwipfeln im finnischen Sommermonat Juli rund 18,5 Stunden lang. So lange scheint die Sonne im liebsten Sommerurlaubsgebiet der Finnen. Die Reise im „Ostseereport“ vom 4. September 2022 startet im Herzen der finnischen Seenlandschaft im dichten Wald vom Maakeskinen See. Hunderte Meter vom Ufer entfernt auf einem Hügel wohnen vier der knapp 4000 Finnen der Gemeinde Petäjävesi auf einer Einöd, der Hakamaan Lammastila Schaffarm. Maija (42), ihr Mann Samppa (47) und ihre Töchter Sanni (11) und Siiri (9) plus knapp 100 Schafe, Hühner, Ponys, Hunde, Katzen und Hasen. Vor zwölf Jahren hatten die Umweltunternehmensberaterin und der Polizist das Stadtleben und das ewige Plastik um ihr Supermarktessen satt, kauften und renovierten die alte Farm und leben seitdem nach dem Prinzip: selber nachhaltig produzieren. Maija zeigt, wie man mit wilden Waldfrüchten und saisonalem Gemüse finnisch kocht, wie sie ihre Nachbarn zu einem lokalen Produzentennetzwerk vereint hat, wie sie Starköche für ihr Miniaturlokal gewonnen hat und wie man Farmgäste in ein Baumzelt „aussetzt“, um sie ganz der Natur zu überlassen. Wie funktioniert das finnische Familienleben in und mit der Natur mit schulpflichtigen Kindern? Wie hält man Kontakt zu seinen Nachbarn und ergänzt sich im Anbau und Verkauf von Lebensmitteln? Wie geht nachhaltige finnische Küche? Und wie schafft man es, die Menschen aus der Stadt hierher zu locken, sodass sie Schlange stehen? In derselben Gemeinde ein Stück weiter nördlich, versteckt zwischen Wasser, Bäumen und Schafweiden, ragt ein gestreifter hölzerner Turm hervor: die Alte Kirche von Petäjävesi von 1763 mit einem urigem Friedhofshügel. Ein Meisterwerk der nordischen Holzkirchenarchitektur, das unterschiedlichste europäische Stilelemente in einem Bauwerk vereint. Der Grundriss und der Innenraum mit ungewöhnlichen Perspektiven, Gewölben, Schnitzereien und einer zentralen Kuppel verbinden Elemente der Gotik, der Renaissance und des Barocks mit der finnischen Volkstradition des Blockbaus aus Kiefernholz. Das UNESCO-Welterbe ist die östlichste Holzkirche Nordeuropas und wurde einst von den ansässigen Bauern errichtet. Heutzutage finden dort auf Anfrage Führungen, im Sommer auch Konzerte, Hochzeiten sowie Gottesdienste statt. Nächster Stopp ist ein Inselparadies drei Stunden gen Südosten: der finnische Nationalpark Linnansaari, einer der ältesten und größten der 40 finnischen Nationalparks. Nationalparkranger Joonas Hokkanen (38) fischt, seitdem er denken kann und nimmt das Filmteam im Fischerdorf Oravi in der Gemeinde Rantasalmi mit auf sein Boot. Sein Revier ist der See Saimaa, der viertgrößte See Europas, auf dem sich über 13.700 Inseln befinden. Joonas erzählt von der Bedeutung der Region für den Sommerurlaub der Finnen. Er und seine Frau haben ein Sommerhaus, eines der wenigen, denn der Neubau der beliebtesten Sommerresidenzen ist inzwischen im Schutzgebiet untersagt. Aber der Ökotourismus in seinem Wasserparadies boomt: Im letzten Coronasommer kamen so viele Outdoorfans wie noch nie in seinen Nationalpark. Joonas bietet Fischtouren per Boot an, zeigt, wie man einen Hecht fängt oder Barsch, denn das weiß man nie, meint Joonas. Der Wildlifeguide weiß, wo der Seeadler auf der Hauptinsel Linnansaari seinen Horst hat. Und mit etwas Glück sieht man auf der Tour durch das Wasserlabyrinth eine extrem bedrohte Tierart: die Saimaa-Ringelrobbe. Der Naturschützer erklärt, wie die Schutzmaßnahmen die Population immerhin wieder auf 360 Tiere haben ansteigen lassen, warum die Robben Felsen bevorzugen und welche Netze beim Angeln robbenfreundlich sind. Er erzählt, welche Touristen er gerne an Bord hat und welche nicht und wie es mit der Nachhaltigkeit auf Bootstouren funktioniert, mit Angeln für jedermann und mit immer mehr Ferienresorts am Ufer. Wie schafft er den Wechsel zwischen Stadtleben im Winter und Nationalparkleben im Sommer? Und: Angelt eigentlich jeder Finne? Immer entlang der westlichen Uferlinie des Saimaa-Seesystems, zwei Stunden Fahrt weiter südlich dann das letzte Highlight: die Festung der Olavinlinna. Die Olafsburg ist die am besten erhaltene Mittelalterburg Nordeuropas und trotzt mitten auf einer Insel mit ihren drei Türmen seit Jahrhunderten den Stromschnellen. Früher von strategischer Bedeutung als Verteidigungslinie erst gegen Novgorod und später gegen die Russen, hat die imposante riesige Burg heutzutage vor allem kulturellen Stellenwert. Jedes Jahr im Juli locken die dicken Burgmauern als Kulisse für vier Wochen Weltopernstars zu den Savonlinna-Opernfestspielen mit Tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern. Bevor das Team vom „Ostseereport“ den Puccini-Klängen in der „Tosca“-Vorstellung vor finnischer Mittelalterkulisse lauscht, trifft es den Opernsänger Matthew Polenzani, der den Cavaradossi mimt, oder eine Kollegin bei der Probe. Wie passen italienische Arien in finnische Mittelaltergemäuer? Wie muss man sich als Künstler adaptieren? Was ist der ganz besondere Reiz, als Weltstar vor finnischer Naturkulisse weit weg von großen Städten zu singen?

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    Moderator:Lisa Knittel


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